Donnerstag, 7. April 2011

Männer & Schuhe

Lieber Heinz, lieber Horst, lieber Stefan, lieber Thomas, lieber Rolf, lieber Joachim - all Ihr lieben Männer (und auch die nicht „lieben“ Männer sind gemeint), zerbrecht euch nicht länger den Kopf darüber, warum eure Frau sich schon wieder neue Schuhe kauft oder zumindest mal laut darüber nachdenkt. Ihr werdet das vermutlich sowieso nicht verstehen, dazu fehlt euch der Teil des 23. Chromosomenpaars, auf dem vermutlich das Gen angesiedelt ist, welches für die Zusammenstellung der Kleidung und der dazugehörigen Accessoires verantwortlich zeichnet.

Abschreckend © Frau Hamm

Es mag für euch ausreichend sein, ein Paar schwarze Lederschuhe für ganz wichtige Anlässe, ein Paar braune Lederschuhe für weniger wichtige, aber dennoch formelle Anlässe (aber immer daran denken: no brown shoes after six), ein Paar Sneakers für den casual Friday und jede Menge Turnschuhe für sämtliche sonstigen Gelegenheiten zu besitzen (Büromenschen sollen ja sogar mehrere Paare schwarzer und/oder brauner Lederschuhe ihr eigen nennen; für handwerklich tätige Männer sind gegebenenfalls noch Sicherheitsschuhe, Stiefel usw. wichtig).

Bei Frauen sieht das jedoch ganz anders aus. Theoretisch mag die oben genannte Auswahl auf den Schuhschrank der weiblichen Mitbewohnerin ja übertragbar sein, in der Praxis jedoch ist es einfach nicht möglich, eine einfache Kombination zu treffen, wenn es doch in genau demselben Farbton der neuen Bluse im Geschäft nebenan die dazu passenden Ballerinas (oder auch mal Highheels) gibt. Da muss frau einfach zugreifen. Es könnte sogar sein, dass die Schuhe nicht der Farbe der Bluse entsprechen, aber dafür perfekt mit der neuen Handtasche, dem Weihnachtsgeschenk der letzten Saison, harmonieren. Versucht nicht, euren Frauen das auszureden - es klappt sowieso nicht. Außerdem ändert sich die Mode ständig, da muss frau - um auf der Höhe der Zeit zu bleiben oder sogar um einen eigenen Trend zu definieren - mitziehen und für jede Gelegenheit über angemessenes Schuhwerk verfügen.

Wie ich darauf komme? Heute Morgen blätterte ich beim Kaffeetrinken den neuen Land’s End-Katalog durch und fand Trekkingsandalen - die gleichen Modelle für Erwachsene und Kinder. Meine Tochter und ich waren hellauf begeistert und palaverten drauf los, wem von uns welche Farbe besser gefällt, zu welchen Shirts und Hosen man diesen oder jenen Schuh tragen könnte und was im Katalog sonst noch perfekt zu diesen (dann ja wohl neuen) Schuhen passen könnte. Mein Mann saß uns gegenüber, verzog das Gesicht und fing an zu maulen, dass unser Schuhregal sowieso schon überfüllt sei, dieser spezielle Schuh aus diesem und/oder jenem Grund unpraktisch sei, Frauen sich ständig Schuhe kauften, aber dennoch nur drei bis vier Paar überhaupt anzögen, während weitere gefühlte 150 Paare im Regal vor sich hin schlummern würden, aber die Sonne nie zu Gesicht bekämen.

Meine Entgegnung darauf: Ich habe alle Schuhe, die ich besitze, schon ganz oft getragen - ehrlich! Dass ich die hochhackigen Pumps nicht mehr trage, liegt an meinen Rückenproblemen und daran, dass ich täglich zur Arbeit mit dem Auto fahre, was mit hohen Absätzen einfach viel zu gefährlich ist (diesem Argument ist er immer sehr zugeneigt - Kurve also super gemeistert). Deswegen muss man die guten Stücke ja nicht gleich wegwerfen, oder? Ab und zu mal in die Hand nehmen und sanft über den Spann streicheln reicht schon aus für ein gutes Gefühl darüber, solche edlen Teile zu besitzen und auch getragen zu haben (bei manchen dieser Schuhe werden Erinnerungen wach... - aber ich schweife schon wieder ab).

Alice Schwarzer hat mal gesagt (sinngemäß), ein Blick auf das Schuhwerk einer Frau würde alles - oder zumindest sehr viel - über den Grad ihrer Emanzipation verraten. Nur soviel dazu: Ich trage - wie schon gesagt aus gesundheitlichen und praktischen Erwägungen - nahezu ausschließlich flache Schuhe, bin also laut A.S. total emanzipiert. Dennoch werde ich schwach und erleide einen Anflug von Wehmut beim Betreten eines Schuhgeschäfts angesichts der tollen hochhackigen Modelle, die es immer wieder gibt.

Deswegen muss ich ja nicht sofort zur Püppi mutieren, aber man bzw. frau wird ja wohl noch träumen dürfen...

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