Freitag, 5. Dezember 2014

Es ist bald wieder so weit

Wir befinden uns in der Adventszeit und warten mehr oder weniger geduldig auf Weihnachten. In vielen Küchen werden Plätzchen gebacken, mancher Frau/manchem Mann graut es vor dem ersten ernsthaften Versuch, eine Weihnachtsgans nebst angemessener Beilagen auf den Tisch zu bringen, Raumschmuck darf kitschig sein, ohne dass sich jemand darüber aufregen würde...

tierisch leckere Plätzchen!


Würden wir uns nicht dem Stress aussetzen, für die Lieben um uns herum nach kommerzieller Befriedigung ihrer Wünsche mittels Geschenkemarathon zu streben, könnte diese Zeit so wunderbar entspannt ablaufen: Im Kerzenschein eine Kanne Tee auf dem Stövchen, die Füße in eine warme Decke gekuschelt und in der Hand ein gutes Buch - so lässt sich mancher Abend ganz gemütlich verbringen. Aber nein, das darf nicht sein!

Der Terminterror ist in der Vorweihnachtszeit ganz besonders heftig: Da nicht alle Personen im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis untereinander kompatibel sind, muss man sich eben mehrmals auf den Weihnachtsmarkt begeben, um niemanden zu bevorzugen oder zu brüskieren. Geschenke wollen wohlüberlegt sein: Was ist angemessen, aber nicht zu offensichtlich im Wert berechnet? Schließlich möchte man weder als knauserig noch als verschwenderisch gelten. Auch möchte man seine Zuneigung zu einzelnen Personen besonders ausdrücken, wohingegen andere mit Alibigeschenken abgespeist werden. So ganz ohne Geschenk bei nahen Angehörigen aufzutauchen, wäre ein Affront.

Schließlich naht die Heilige Nacht und es wird Zeit für die Christen unter uns, doch mal wieder eine Kirche von innen zu sehen - und zwar nicht nur als touristischen Punkt, der im Bildungsurlaub abgehakt sein will, sondern um die Geburt des kleinen Jesus' zu feiern (und den Nachbarn zu zeigen, dass man sehr wohl gläubig ist und auch regelmäßig die Kirche besucht - selbst wenn sich das "regelmäßig" auf einmal jährlich herunterbrechen lässt).

Ich sag's mal gleich: Ich bin weder gläubig erzogen worden, noch kann ich wirklich alle Zweifel in mir ausräumen, um inbrünstig und voller gebotener Demut einem Gottesdienst zu folgen. Da meine Tochter allerdings einen katholischen Kindergarten besucht hatte und in dieser Zeit auch am "Weihnachtstheater" (Sie ahnen es: Das Kind meinte das Krippenspiel) teilnehmen wollte, habe ich vor ein paar Jahren an mehreren Weihnachten die katholische Kirche aufgesucht und am Kindergottesdienst teilgenommen.

Das war toll! Die Lieder, die gesungen wurden, waren fröhlich und die Melodien eingängig, so dass auch ich als blutiger Anfänger bei der zweiten Strophe schon aus vollem Halse mitsingen konnte. Das "Kindertheater" war zauberhaft. Nicht, dass alles perfekt abgelaufen wäre - aber genau die kleinen Patzer waren es, die jedes Krippenspiel zu einem einmaligen Erlebnis werden ließen.

Angeregt durch ein Erlebnis nach einem solchen Krippenspiel (welches der folgenden Ereignisse mir tatsächlich widerfahren ist, darf gerne geraten werden) habe ich mal ein paar Ideen zusammengetragen, wie man - wenn man sich denn traut - jeden noch so trockenen Gottesdienst zu einem Quell großer Heiterkeit werden lässt. Voilà:

Dinge, die Sie in einem Gottesdienst nicht tun sollten:

  1. Die dargebotene Hand des Banknachbarn, wenn sich alle ringsum „Frohe Weihnachten“ wünschen, lautstark mit den Worten „Ich kenne Sie nicht, ich sehe Sie heute zum ersten Mal!“ verweigern.  
  2. Die Lieder laut mitsingen und dabei den Text verändern („Schrille Nacht, peinliche Nacht. Alles flennt, einer lacht“).  
  3. In die Runde fragen, was es bei den anderen zum Festmahl geben wird.  
  4. Aus dem Bauchladen Eis und Schokolade anbieten.  
  5. Hineinstürmen (verspätet natürlich) und fragen, ob hier jemand ein Taxi bestellt hat.  
  6. Auf den Wunsch „Frohe Weihnachen“ mit der Frage antworten, ob man das auch ernst gemeint habe.  
  7. Den heiligen drei Königen den Willkommen verweigern mit dem Hinweis darauf, man habe nur für zwei gekocht.  
  8. Den Pfarrer mit Laserpointer lächerlich machen.
  9. Den Laptop mitnehmen und mit Lautsprecher Browsergames spielen. 
  10. Mit der Videokamera zwischen den Krippenspielkindern herumrobben, um die eigene Brut immer im Fokus und in Großaufnahme zu haben.  
  11. Als Hobbit, Superman oder Darth Vader verkleidet kommen und unbedingt dem Mann im langen Gewand da vorn zur Hand gehen wollen.
  12. Beim Empfangen des Leib Christi nachfragen, ob die Hostie auch koscher ist. 
  13. Sich lautstark über Geburtsabläufe diverser Kinder austauschen
  14. Lautstark darüber lamentieren, dass schon wieder ein Junge in der Krippe liegt.
In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche Zeit bis dahin und dann aber viel Vergnügen in der Kirche (vor allem, wenn dann das Kopfkino angeht).

Dienstag, 23. September 2014

Funkelnagelneui


In der F.A.Z.-Onlineausgabe steht es Schwarz auf weiß: Es wird (wieder) frisches Geld gedruckt. Allerdings scheint es sich dabei um eine neue Währung zu handeln.



Wir bekommen also einen neuen 10-Euiro-Schein. „Euiro“ – wo habe ich das nur schon mal gelesen? Ich kann mich nicht erinnern, welches Landes Währung das wohl sein könnte. Ich komm aber bestimmt noch drauf. Seltsam nur, dass dieser neue Schein optisch an das Facelift des 5-Euro-Scheins erinnert, der vor etwas über einem Jahr in Umlauf gegeben wurden.
Sollte es sich wirklich um unsere eigene Währung handeln? Woher kommt dann das „i“ in Euiro? Die F.A.Z. war es, die sich lange gegen die Umsetzung der neuen Rechtschreibregeln gewehrt hatte. Ob sie nun mit besonders gutem Beispiel vorangeht und ganz neue – also funkelnagelneuie – Rechtschreibvariationen am Leser testet, um diese dann im Duden niederschrieben zu lassen?

Möglich ist ja fiel – also viel. ßogah, dass ich jetzd föllick abkleite in die Tieven der neuien Rächdschrei. (gesprochen: Rächdschreipunkt). Willich dass wiaglich? Nayn, also zurüg:
Mitunter fällt es Lesern schwer zu unterscheiden zwischen einem harmlosen Tippfehler und einer regelkonformen „neuen“ Rechtschreibung. Allerdings stellt sich mir die Frage, warum wir immer noch von „neuer“ Rechtschreibung sprechen. Schließlich wurde diese im Jahr 1996, also mithin vor 18 Jahren, in Deutschland eingeführt (mit Änderungen in 2004 und 2006, was aber wiederum ebenfalls 10 bzw. 8 Jahre zurückliegt). Wie kann etwas 18jähriges noch „neu“ sein? [Sieht man mal von den jungen Menschen ab, die mit 18 die Bühne des Erwachsenenlebens betreten – als „neue Erwachsene“]

Nun könnte man einwenden (oder schreibt man nun richtigerweise „einwänden“?):


Ob neu, ob alt,
das lässt mich alles kalt.
Mit Blick auf unsre Welt
schreib ich, wie’s mir gefällt.


Bin ich froh, dass ich keine Noten mehr für Rechtschreibung erhalte. Ich habe zwar die Regelungen gelernt (um mit meinen Kindern auf der Höhe zu sein) und schreibe täglich mehrere Seiten (beruflich). Dennoch bin ich in Einzelfällen am Zweifeln, welche denn nun heuite – pardon: heute – die richtige Schreibweise ist.
Mein Lieblingsbeispiel für misslungene Rechtschreibreformregeln war im Bereich der Getrenntschreibung das Wort krebserregend bzw. dann die Worte Krebs erregend. Es macht ja schon einen Unterschied, ob man Schalentiere züchtet oder (bösartige) Tumore provoziert. Nach heftiger Diskussion geht seit 2006 der Trend wieder zur Zusammenschreibung.
Es sollte also wieder leichter werden, verständliche Texte zu schreiben – wenn da eben nicht diese fiesen Tippfehlerchen wären, die plötzlich eine neue Währung auf den Markt bringen.
In diesem Sinne: Halten Sie die Augen offen beim Lesen – es ist nicht alles so, wie es dem ersten Anschein nach aussieht.
 
P.S.: Gerade fällt mir ein, wo ich schon das Wort Euiro in dieser Schreibweise lesen konnte: einmal bei einem Zweitklässler und ein anderes Mal bei einem türkischen Taxifahrer, der die Quittung ganz besonders schön ausfüllen wollte.


Mittwoch, 10. September 2014

(Un-)Mensch bei Maischberger

- (m)eine TV-Kritik


Das Thema der gestrigen Sendung (23:00 Uhr im Ersten) war “Krieg um Kinder – wenn die Familie zerbricht”. Gäste waren Birgit Schrowange, die ihren Sohn alleine erzieht, Tobias Ritter, dessen italienische Ex-Frau die gemeinsamen Töchter zweimal entführte (das zweite Mal mithilfe eines professionellen internationalen Rings), Elvira Steffens, die sich nach Zoff mit dem Ex mittels einer richterlich verfügten Familientherapie (Cochemer Modell) bewusst wurde, dass die Kinder beide Eltern brauchen, wenn auch nicht als Paar, Julia Scherf, eine ehemalige Familienrichterin, Allegra Curtis, deren Eltern Tony Curtis und Christine Kaufmann sich gegenseitig die Kinder zeitweise streitig machten, und Detlef Bräuning, der stolz darauf ist, keinen Unterhalt zu zahlen. 


Die Geschichten der Damen und die kurzen Exkurse in die juristische Trennung zwischen Sorgerecht, Umgang und Unterhalt waren sehr interessant und ließen z.B. Allegra Curtis endlich mal als Mensch erscheinen. Hatte ich sie bislang nur als monströs operierte Tochter von TC und CK wahrgenommen, offenbarte sich eine Person, die unter der Trennung der Eltern stark gelitten hat und nun versucht, trotz Trennung vom Vater ihres Sohnes, ihrem Kind ähnliche Erfahrungen zu ersparen. Dass Birgit Schrowange keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit wäscht, weiß man ja. Insofern gab es von ihr nichts brandneues, sondern mehr oder weniger „nur“ den Hinweis, dass man sich als Paar gerne streiten darf, aber eben nicht vor dem Kind (und auch niemals (!) vor oder mit dem Kind schlecht über den anderen Elternteil reden soll. 


Das ist in der Praxis oft leichter gesagt als getan. Erst recht, wenn man von Tobias Ritter erfährt, dass seine italienische Frau die beiden Töchter mal eben mit in die italienische Heimat nimmt und sich keiner Schuld bewusst ist („Sind doch meine Kinder, ist mein Zuhause, was soll daran falsch sein?“). Hart wird’s, wenn er weiter berichtet, wie und wie lange er um die Kinder gekämpft hat. Wie er sie gesucht und schließlich auch gefunden und wieder nach Deutschland zurückgeholt hat. Tragisch, dass eine halbe Stunde ohne persönliche Aufsicht (die Bücherei ist direkt um die Ecke, was soll da passieren?) ausreichte, dass Profis im Auftrag der Mutter die Kinder erneut entführen. Allerdings geht die Reise dieses Mal nicht nach Italien, sondern quer durch Europa. Gott sei Dank wurden die Kinder erneut ausfindig gemacht und dem Vater zurückgebracht. Ende gut, alles gut? Wie es den Kindern in dieser spannungsgeladenen Atmosphäre geht, kann wohl niemand 100%ig beurteilen. Man kann nur hoffen, dass sie trotz allem ein gesundes Verhältnis zu beiden Eltern wieder entwickeln können. 


Die mir unbekannte Elvira Steffens beeindruckt mit ihrer Erzählung: Ungewollt schwanger und dann auch noch Zwillinge! Vom Kindesvater verletzt (was genau vorgefallen war, blieb im Dunkeln – schließlich wollte sie nicht in der Öffentlichkeit und damit „vor den Kindern schlecht über den Vater sprechen“) und dann dermaßen zornig, dass sie ihm die Kinder vorenthält. Sie verweigert und unterbindet jeglichen Kontakt, bis ein Familienrichter ihr eindringlich das Cochemer Modell ans Herz legt (wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich die Homepage des Arbeitskreises anschauen: http://www.ak-cochem.de/ , oder beim Jugendamt und/oder Jugendhilfeeinrichtungen nachfragen). Insgesamt habe es etwa sechs Jahre gedauert, bis sie ihrem Expartner wieder richtig vertrauen und ihm dann auch die Kinder vorbehaltlos anvertrauen konnte. Respekt! 


Zum Schluss – und wie ich finde leider viel zu spät – trat dann ein gewisser Detlef Bräuning ins Rampenlicht, der sich damit brüstete, noch nie Unterhalt für seine Kinder gezahlt zu haben und dieser Verpflichtung mangels Einsicht auch „im Leben nicht“ nachkommen würde. Zur Geschichte: Er hat mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin zwei Kinder (um 2005 geboren), sie trennte sich von ihm und zog – nach Angabe des Herrn B. – 500 km weg. Herr B. sah damals keine Möglichkeit, diese 500 km zu überbrücken, um seine Kinder mehr oder weniger regelmäßig zu besuchen. War ihm wohl zu teuer und zu zeitintensiv – wie auch immer. Irgendwann müssen dann Unterhaltsforderungen gegen ihn eingegangen sein, da hat er sich nach Thailand abgesetzt, wo er – wie man in der MAZ sehen konnte – anscheinend in Saus und Braus lebte, während seine Ex von Hartz IV sich und die Kinder in Deutschland über Wasser halten musste. Irgendwann ist Herr B. wieder nach Deutschland gezogen, hat wohl auch vor ca. dreieinhalb Jahren mal seine Kinder in Augenschein genommen, konnte aber „keine Vatergefühle“ empfinden. „Das“, so betonte Herr B. im späteren Verlauf der Sendung, hieße jedoch nicht, dass er „die Kinder nicht lieben würde“. Appelle an sein Gewissen von den Damen der Runde wie auch von Herrn Ritter fruchteten nichts: Herr B. fühlte sich von seiner Ex, deren Anwältin und auch der damaligen Richterin massiv beleidigt und gedemütigt. Also sah er sich moralisch nicht verpflichtet, „dafür auch noch Geld zu zahlen“. 


Familienrichterin Scherf saß neben ihm und man konnte deutlich erkennen, wie unangenehm ihr das wohl sein musste. Sie drängte sich förmlich in die andere Ecke der gemeinsamen Sitzgelegenheit und blickte peinlich berührt in die andere Richtung. Nach Aufforderung durch die Moderatorin Maischberger versuchte Frau Scherf, Herrn B. zu verdeutlichen, dass das Sorgerecht, der Umgang und der Unterhalt voneinander getrennte Angelegenheiten sind, die man im Idealfall in einem Abwasch regeln könne, meist aber getrennt voneinander betrachten müsse, um in der jeweiligen Sache eine Einigung (oder einen richterlichen Beschluss) zu erzielen. Jegliche Ansprachen des Herrn B. durch die übrigen Teilnehmer der Runde – sei es ein Appell an Vatergefühle, an Verantwortung als Vater, an Verantwortung gegenüber dem Staat, der in der Zwischenzeit in die Unterhaltsverpflichtung eintritt – waren Perlen vor die Säue geworfen. Breit grinsend und extrem selbstgefällig saß da dieser Typ, der anderen Vätern durch einen selbst gegründeten Verein Tipps und Tricks gibt, wie sie sich um mögliche Unterhaltsverpflichtungen herumschummeln können. Da darf schon mal Lore Lorentz zitiert werden: 
„Meine Wut ist jung“. 
Mich plagt bei solcher Zurschaustellung vollkommener Gewissen- und Skrupellosigkeit immer die Frage, ob da nicht mal jemand vom Staat mit dem Unterhaltstitel am Studioausgang auf den Herrn B. (oder ähnliche Gestalten) warten kann, der gleich mal das fröhliche Pfänden beginnt oder eben „ersatzweise Haft“ in die Tat umsetzen kann. Mir ballt sich bei solchen Gelegenheiten dermaßen die Faust in der Tasche, dass noch jetzt, ca. zwölf Stunden nach der Sendung, das Gefühl eines – Achtung Wortspiel – HANDfesten Muskelkaters zu verspüren ist.

Dienstag, 2. September 2014

Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen!



Das muss ich jetzt mal loswerden, sonst platze ich noch:

Ich teile das Büro mit einer Kollegin (ca. 30 Jahre jung, nennen wir sie mal der Einfachheit halber Frau Schneider), die so wirklich gar nichts richtig gebacken bekommt, abgesehen vom pünktlichen Feierabend um 17:00 Uhr. Dafür kommt sie selten um 8, macht aber regelmäßig ausgedehnte Mittagspausen. Für eine bezahlte 40-Stunden-Woche ist das recht sportlich. Aber das ist nur eine Facette ihrer Persönlichkeit.

Ich bin immer wieder unangenehm fasziniert, mit welcher Sorglosigkeit sie Aufgaben verteilt, die sie locker selbst bewältigen können sollte. Um eine Akte aus dem Keller zu holen, wird ein Student beauftragt, der vielleicht gerade auf dem Weg zu Gericht, zur Hauptpost oder in die Ausleihbibliothek ist. Macht nichts, Frau Schneider braucht ja eine Akte!

Das ist der Beweis - von mir selbst aufgenommen!!!
Ein weiteres Fazsinosum ist das Chaos am Arbeitsplatz – vom Chaos der persönlichen Erscheinung und der Zusammenarbeit mal abgesehen (das würde zu weit führen und klänge extrem fies). 

 
Notizklebezettel rund um den Bildschirm, am Telefon und auf der Tastatur sind da noch putzig.

ABER: Für jeden Vorgang wird ein breiter Ordner angelegt, unabhängig davon, ob direkt jede Menge Papier dahineinkommt oder erst einmal nur fünf/sechs Blatt. Die Folge: Unser Büro quillt von Ordnern über. Ich habe mich schon arg zurückgezogen und archiviere sofort, wenn ein Vorgang abgeschlossen ist (laufe ich halt in den Keller, wenn ich doch mal was später wieder benötigen sollte) und wir verfügen über in etwa gleiche Regalflächen. Mittlerweile komme ich an meinen abschließbaren Wandschrank nur noch heran, wenn ich vorher 3 (in Worten: DREI!!!) Reihen Ordner davor zur Seite räume. Meine Regalwand auf meiner Seite des Raumes hat sie Gott sei Dank noch nicht komplett zugeparkt.

Mein Chef hat sich in seinen Urlaub verabschiedet mit den Worten (an mich gerichtet, da die Kollegin selbst im Urlaub war): "Und sehen Sie mal zu, dass das hier ordentlich aussieht, wenn ich wiederkomme. Ich ertrage diesen Anblick nicht mehr." Hallo? Das sind doch nicht meine Ordner und ich gebe mir schon alle Mühe, wenigstens "meinen Stall sauber zu halten" (und ich versuche, den Anblick vom Rest des Raumes auszublenden).

Wir erwarten quasi stündlich die Anlieferung der Zusatzregale. Aber im Ernst: Selbst wenn wir alle Wände des Raumes komplett mit Regalen bis unter die Decke stellen würden, hätte sie schon jetzt zu viele Ordner (in dem Büroraum, aus dem sie vor ca. neun Monaten ausgezogen ist, stehen auch noch Altlasten herum).

Und jetzt kommts: Gerade eben ist sie bei dem Versuch, an ihren Schreibtisch zu gehen, über im Weg stehende/liegende Ordner gestolpert...

Nennt mich fies, aber ich musste mich arg konzentrieren, dass ich nicht ganz laut lospruste.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Welcome 2014 – und alles wird neu, oder auch nicht!

Ein neues Jahr hat begonnen – mit Sekt und kleinem Feuerwerk im Kreise lieber Menschen, mit denen ich gerne das neue Jahr begrüßt habe. In einer neuen Wohnung, mit neuen Nachbarn und völlig entspannt.
Zwar sind der 31. Dezember und der 1. Januar jeweils nur Daten; dennoch markiert die neue Jahreszahl einen neuen Abschnitt im Kreislauf des Lebens. Mein Neubeginn hat sich in 2013 sukzessive vollzogen: partielle Trennung von einem Kind; Überlegungen eines Jobwechsels, der mit einem Ortswechsel verbunden wäre; Entscheidung, mich nicht örtlich von meinem Kind, sondern eher von meinem Mann zu trennen; Suche nach einer neuen Wohnung für mich und die Kinder (auch wenn eines davon nur zeitweise bei mir sein würde); Einrichtung der neuen Wohnung… Es gab viel zu tun und ich habe fast alles geschafft.
Nun blicke ich erwartungsvoll ins neue Jahr und freue mich auf aktuelle Herausforderungen: alte Zöpfe, die entflochten und abgeschnitten werden wollen; neue Herausforderungen im Büro; vielleicht wieder mehr neue Blogeinträge oder gar ein neues Buch. Es gibt vieles, was darauf wartet, von mir erledigt zu werden. Und ich werde mir für alles seine Zeit nehmen: für die Kinder, für die Wohnung, für die Arbeit, für meine Hobbies. Zu vieles davon war Anfang des vergangenen Jahres fast auf der Strecke geblieben und wurde mir erst nach der Entscheidung für mein Alleinleben (mit Kind/ern) wieder richtig bewusst. Dafür muss und möchte ich die Lieben, die ich zeitweise vernachlässigt hatte, um Entschuldigung bitten. Zwar wird es mir auch in 2014 nicht gelingen, alle Wünsche zu erfüllen, aber die Perspektive auf ein ruhiges und harmonisches Miteinander ist vorhanden und wird auch realisiert werden.
Vielleicht bin ich einfach nicht für ein Zusammenleben mit einem Lebensgefährten (oder auch Ehemann) bestimmt. Es fällt mir schwer, mich auf andere Menschen einzustellen; selbst meine Kinder und ich verstehen uns manchmal nicht. Aber das sind schließlich meine Kinder und bei allen Konflikten entdecke ich immer wieder einen Teil von mir in diesen kleinen (bzw. im Falle meines Teenagers großen) Persönlichkeiten, was in mir jede Menge Verständnis für die Art des Konfliktes und dessen Austragung erweckt. Mit großem Staunen lausche ich manchmal meiner Tochter, wenn sie ganz beiläufig Lebensweisheiten von sich gibt, die ich von einer fast 10jährigen einfach nicht erwarten würde. Wenn dann noch Altersgenossen der Lütten anwesend sind, erntet sie von diesen häufig totales Unverständnis. Das ist für sie schwer nachzuvollziehen, weil in ihren Augen alles, was sie sagt, vollkommen logisch ist (ich kann’s gut verstehen).
Das Interessante dabei ist: Mir geht das häufig heute noch so, dass ich – aus meiner Sicht – in vollkommen logisch nachvollziehbaren Sätzen über etwas spreche und meine Gesprächspartner trotzdem nur Bahnhof zu verstehen scheinen. Manchmal – vor allem an der Arbeit – macht mich das dann ein wenig (!) ungeduldig und trübt die Stimmung. Es will mir einfach zeitweise nicht in den Kopf, dass „das so schwierig zu verstehen“ sein soll. Mein Chef und auch Freunde, die mich lange und auch gut kennen, reagieren dann regelmäßig ganz toll, indem sie mir vermitteln, dass meine Gedankengänge eben nicht immer alltagstauglich und allgemeinverständlich sind, was aber kein Beinbruch sein sollte.
Auch hinsichtlich meiner Interessen gerate ich dauernd an Grenzen dessen, was meine lieben Mitmenschen davon wissen bzw. darüber sprechen möchten. Ich spiele wahnsinnig gerne mit Sprache – meine Kinder ebenfalls. Doch selbst die beiden verdrehen zeitweise die Augen, wenn ich z.B. bemerke, dass eine Sängerin in der live-Version eines Liedes die Vokale ganz anders ausspricht als auf der CD. „Ja, Mama, das interessiert aber keinen!“ – „Danke, ich liebe euch auch – oder trotzdem…“. Oder wenn ich bemerke, dass der Himmel – in der Sicht von meinem Balkon aus – in faszinierenden Grautönen eingefärbt und überhaupt nicht langweilig ist, auch wenn alles auf den ersten Blick einfach ätzend öde grau in grau erscheinen mag. Die konkrete Färbung der einzelnen Wolken(teile) und deren Bewegung insgesamt und im Verhältnis zueinander… Spätestens jetzt werden einige Leser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gähnen und abschalten (wollen).
Mein allmorgendlicher Aktionismus stößt ebenfalls auf Ablehnung; und dabei bemühe ich mich schon, mich leise in der Wohnung zu bewegen, damit sie schlafen können. Aber wenn im Radio ein Lied läuft, welches mir gefällt, kommen aus meinem Mund automatisch mehr oder weniger lustige Laute, die den Song vielleicht erahnen lassen. Was soll ich machen? Ich kann mich nicht dagegen wehren – ist halt meine Natur. Genauso wie es die Natur meines Sohnes zu sein scheint, dass er morgens schlechte Laune hat und nur schwer aus den Federn kommt. Oder dass es in der Natur meiner Tochter liegen mag, dass sie morgens schon sehr früh wach wird und – nicht zuletzt aus Rücksicht auf die Mitbewohner – anschließend stundenlang im Bett liegen und lesen kann, bevor sie sich – halbwegs gut gelaunt – in Gesellschaft begibt, um zu frühstücken.
Was auch immer das Jahr bringen mag: Für heute habe ich schon mal einen guten Plan. Mit der Kleinen frühstücken, einkaufen gehen, den Himmel und die Wolken beobachten, was Leckeres kochen, wenn dann spätestens der Große auch mal die Nase aus seinem Bett hervorlugen lässt, gemeinsam essen, was Spannendes lesen und für den Rest des Tages den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag, an dem sich trefflich eine Spüle montieren und anschließen lässt und vieles mehr.