Donnerstag, 8. Januar 2015

Vergleichsweise unweise


Gestern, am 7. Januar 2015, wurde in Paris die Redaktion des Magazins Charlie Hebdo ermordet. Die Zeitschrift hatte in der Vergangenheit mehrfach Karikaturen und Beiträge veröffentlicht, durch die sich bestimmte Muslime gestört fühlten. Um es klar zu sagen: Radikale Fanatiker missbrauchten ihre Religion, um sich – ihrer Meinung nach – unliebsamer Personen zu entledigen. 

Heute tauchen in der deutschen Presse allerdings Meldungen auf, in denen diese Morde auf eine Stufe mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 in New York gestellt werden („das ist unser 11. September“). 

Moment mal… 

Bislang deutet zwar alles darauf hin, dass die gestrigen Morde in Paris unter Bezugnahme auf die „Rache Allahs“ verübt wurden. Allerdings wurden damals in New York hunderte anonyme Personen getötet, um ein Zeichen des islamistischen Terrors zu setzen. Gestern in Paris jedoch wurden bestimmte Personen, nämlich Redakteure und Zeichner des Charlie Hebdo, gezielt getötet. Den Polizisten muss man dabei als „Kollateralschaden“ betrachten, da er sein Leben in Ausübung seines Dienstes verlor, als er das Redaktionsgebäude und die sich darin befindenden Personen zu schützen versuchte. Das klingt brutal, entspricht allerdings den Tatsachen: Er stand den Tätern im Weg und wurde deswegen beseitigt, auch wenn die eigentlich geplante Tat nicht ihm galt. 

Bei dem Verbrechen des 7. Januar 2015 handelt es sich nicht um einen „normalen“ Terroranschlag, sondern um MORDE! 

Entsetzlich bei solchen Geschehen ist auch die neue Unsitte, Videomitschnitte der Tat im Internet zu verbreiten. Leider gibt es immer (noch) viel zu viele Websurfer, die – aus welchen Gründen auch immer – diese Videos in Foren teilen und ihren Senf dazu geben. OK, dieser Blogeintrag ist auch nur „mein Senf dazu“, aber: Clips, die die Tötung von realen Menschen zeigen, sollten nicht in frei zugänglichen Foren geteilt werden. Abgesehen von Jugendschutzaspekten sollte bedacht werden, dass man damit – ich unterstelle mal unabsichtlich – die Propaganda der Tätergruppen unterstützt. Darüber hinaus gießen solche Videos, in denen z.B. religiöse Parolen zu hören sind, Wasser auf die Mühlen diverser Gruppierungen, welche wirklich jeden Anlass benutzen, um Fremdenfeindlichkeit auszuleben. 

„Ich würde lieber stehend sterben, als auf Knien zu leben.“

Ob Stéphane Charbonnier, alias Charb, 2012 ahnte, was ihm und seinen Kollegen widerfahren würde? Dass er regelmäßig aufs Schärfste kritisiert wurde und auch Morddrohungen bekam, war bereits seit Langem bekannt. Daher sollte das Gebäude ja auch von der Polizei geschützt werden. Dass dieser Schutz nicht funktionierte, ist mehr als bedauerlich – nicht zuletzt für den Polizisten, der wie die eigentlichen Zielpersonen des Anschlags auch, sterben musste. 

Um aber zum Ausgangspunkt meiner Gedanken zurück zu kommen: Ist es wirklich angebracht, Terroranschläge, Morde und ähnliche Abscheulichkeiten zu vergleichen? Braucht(e) Europa seinen eigenen 11. September, um mit den USA gleichzuziehen? Wo liegt da der Sinn? Ich verstehe es einfach nicht und stehe den Morden wie auch der Berichterstattung darüber nur noch fassungslos gegenüber. 
Leider kann Charb es nicht mehr zur Kenntnis nehmen, da die Welle der Sympathie und der Unterstützung zu spät kommt, aber: 

MOI AUSSI – JE SUIS CHARLIE!