Dienstag, 23. September 2014

Funkelnagelneui


In der F.A.Z.-Onlineausgabe steht es Schwarz auf weiß: Es wird (wieder) frisches Geld gedruckt. Allerdings scheint es sich dabei um eine neue Währung zu handeln.



Wir bekommen also einen neuen 10-Euiro-Schein. „Euiro“ – wo habe ich das nur schon mal gelesen? Ich kann mich nicht erinnern, welches Landes Währung das wohl sein könnte. Ich komm aber bestimmt noch drauf. Seltsam nur, dass dieser neue Schein optisch an das Facelift des 5-Euro-Scheins erinnert, der vor etwas über einem Jahr in Umlauf gegeben wurden.
Sollte es sich wirklich um unsere eigene Währung handeln? Woher kommt dann das „i“ in Euiro? Die F.A.Z. war es, die sich lange gegen die Umsetzung der neuen Rechtschreibregeln gewehrt hatte. Ob sie nun mit besonders gutem Beispiel vorangeht und ganz neue – also funkelnagelneuie – Rechtschreibvariationen am Leser testet, um diese dann im Duden niederschrieben zu lassen?

Möglich ist ja fiel – also viel. ßogah, dass ich jetzd föllick abkleite in die Tieven der neuien Rächdschrei. (gesprochen: Rächdschreipunkt). Willich dass wiaglich? Nayn, also zurüg:
Mitunter fällt es Lesern schwer zu unterscheiden zwischen einem harmlosen Tippfehler und einer regelkonformen „neuen“ Rechtschreibung. Allerdings stellt sich mir die Frage, warum wir immer noch von „neuer“ Rechtschreibung sprechen. Schließlich wurde diese im Jahr 1996, also mithin vor 18 Jahren, in Deutschland eingeführt (mit Änderungen in 2004 und 2006, was aber wiederum ebenfalls 10 bzw. 8 Jahre zurückliegt). Wie kann etwas 18jähriges noch „neu“ sein? [Sieht man mal von den jungen Menschen ab, die mit 18 die Bühne des Erwachsenenlebens betreten – als „neue Erwachsene“]

Nun könnte man einwenden (oder schreibt man nun richtigerweise „einwänden“?):


Ob neu, ob alt,
das lässt mich alles kalt.
Mit Blick auf unsre Welt
schreib ich, wie’s mir gefällt.


Bin ich froh, dass ich keine Noten mehr für Rechtschreibung erhalte. Ich habe zwar die Regelungen gelernt (um mit meinen Kindern auf der Höhe zu sein) und schreibe täglich mehrere Seiten (beruflich). Dennoch bin ich in Einzelfällen am Zweifeln, welche denn nun heuite – pardon: heute – die richtige Schreibweise ist.
Mein Lieblingsbeispiel für misslungene Rechtschreibreformregeln war im Bereich der Getrenntschreibung das Wort krebserregend bzw. dann die Worte Krebs erregend. Es macht ja schon einen Unterschied, ob man Schalentiere züchtet oder (bösartige) Tumore provoziert. Nach heftiger Diskussion geht seit 2006 der Trend wieder zur Zusammenschreibung.
Es sollte also wieder leichter werden, verständliche Texte zu schreiben – wenn da eben nicht diese fiesen Tippfehlerchen wären, die plötzlich eine neue Währung auf den Markt bringen.
In diesem Sinne: Halten Sie die Augen offen beim Lesen – es ist nicht alles so, wie es dem ersten Anschein nach aussieht.
 
P.S.: Gerade fällt mir ein, wo ich schon das Wort Euiro in dieser Schreibweise lesen konnte: einmal bei einem Zweitklässler und ein anderes Mal bei einem türkischen Taxifahrer, der die Quittung ganz besonders schön ausfüllen wollte.


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