Donnerstag, 7. April 2011

Jogginghose, Knopfleiste oder Tesafilm?

Nein, ich erlaube mir kein Urteil über die Pendlerpauschale, sondern ein pauschales Urteil über die allmorgendlichen Mit-im-Stau-Steher und An-der-Ampel-Wettrennen-Veranstalter-und-dann-doch-nicht-aus-dem-Tiefschlaf-Kommer, mit denen ich es in meiner Eigenschaft als Berufspendler leider immer wieder zu tun habe.

Man kann sich ja wirklich manchmal fragen, ob der eigentlich ganz nett aussehende Herr im Auto nebenan Slipper trägt, weil er nicht Schleifen binden kann. Das ist dann aber schon die zweite Fragestufe für fortgeschrittene Hobbypsychologen. Die erste Frage, die sich nahezu selbst beantwortet, lautet: Jogginghose oder Knopfleiste? Vom Reißverschluss scheinen manche Artgenossen - vornehmlich die männlichen Fahrer größerer Wagen (Limousinen, Kombis oder Transporter) - noch nicht die Funktionsweise zu kennen, obwohl sie der Juvenilität längst entwachsen sind.

Auf jeden Fall haben sie keinen Schimmer davon, dass bei einem Reißverschluss, wie er von der Straßenverkehrsordnung zwingend vorgeschrieben ist, wenn zwei Fahrspuren sich zu einer verjüngen, jeweils abwechselnd ein Teil von links, dann einer von rechts, dann wieder ein von links usw. in die Engstelle eingeführt werden. Huschen - aus Versehen oder absichtlich - von einer Seite zwei Teile in die Engstelle, ohne dass von der anderen Seite ein Teil dazwischen eingelassen wird, geht der Reißverschluss kaputt. Im schlimmsten Fall verliert der Herr seine Hose vor versammelter Mannschaft und entblößt lustig bedruckte Boxershorts oder nicht jugendfreie Stringtangas (gibt’s ja auch für Männer) mit Leopardenmuster oder ähnliche Unterwäschekatastrophen.

Dem Fahrer des Mercedes Vito heute Morgen neben mir gönne ich jedenfalls, dass er seine Hosen heute mal unfreiwillig herunterlässt. Ich werde sein Kennzeichen hier nicht veröffentlichen, aber ein silberner Transporter legitimiert nicht die Nötigung, die er mir angetan hat. Und soooo überraschend kam die Fahrbahnverjüngung weder für ihn noch für mich. Allerdings schien es ihn gewurmt zu haben, dass ich tatsächlich bis nach vorne zur Sperrung meiner Spur fuhr, bevor ich mich links einfädeln wollte - wie es ja auch von der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben ist. Vielleicht hatte er auch einfach keinen Führerschein - ich werde es nie erfahren und kann nur hoffen, dass ich ihm jetzt nicht jeden Morgen begegnen muss. Leider stand er an den folgenden Ampeln immer vor, aber nie neben mir, bis er schließlich in eine andere Richtung abbog.

Ich hätte ihn gerne gefragt, wie er seine Hose schließt: Mit Knöpfen, Sicherheitsnadeln oder Tesafilm? Wäre sicherlich ein interessanter Dialog geworden. Obwohl ich ernste Zweifel daran hege, dass er die Frage überhaupt verstanden hätte... Böse Zungen behaupten ja auch, das „OF“ im Kennzeichen bedeutet „ohne Führerschein“. Besonders witzige Zeitgenossen interpretieren das „OF“ auch gerne als „ohne Ferstand“ - haha, selten so gelacht. Aber bei so manchem Fahrer kommen doch leise Bedenken auf, ob der jeweilige Fahrzeugführer jemals eine Fahrschule besucht (und falls ja, ob er die anschließende Prüfung bestanden) hat.

Feierabendstau im Regen © Rainer Sturm / PIXELIO
Den Montagmorgen - wenn auch nur kurzzeitig live und anschließend lediglich in Gedanken - mit derartig lästigen Zeitgenossen zu verbringen, macht nicht besonders viel Spaß, lässt aber auf Besserung für die Woche hoffen. In diesem Sinne wünsche ich all meinen Lesern allzeit unfallfreie Fahrt und immer gut funktionierende Hosenverschlüsse - gleich welcher Art diese auch sein mögen!

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