Sonntag, 8. Mai 2011

Ein Adler geht baden

Seit gestern steht es nun fast unverrückbar fest: Die stolze Eintracht wird zum Saisonende in die zweite Bundesliga absteigen. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall und so ist es nur wenig verwunderlich, dass eine Mannschaft, die kurz vor Saisonende noch den Trainer gewechselt und trotz hervorragender Jugendarbeit teure „Stars“ verpflichtet hat, sich auf den Weg in die Zweitklassigkeit begeben muss. Die Verpflichtung eines Trainers Daum, der nicht nur als „Schneemann“ und Profikokser, sondern durchaus durch seine Qualifikation als Toptrainer von sich reden gemacht hatte, war da wohl eher eine Verzweiflungstat denn wohl überlegte Taktik. Neue Besen kehren gut – jedoch nur, wenn die Person, die den Besen führt, auch weiß, was sie tut. Offensichtlich weiß man allerdings bei der Eintracht kaum mehr ein noch aus. Auf eine grandiose Hinrunde folgte eine beispiellose Rückrunde, in der die Mannschaft bis heute rekordverdächtige acht Punkte holte. Es soll sich dabei um das schlechteste Bundesligarückrundenergebnis aller Zeiten (und aller Mannschaften) handeln. Die Eintracht ist also immer noch für Spitzenleistungen gut – wenn auch in negativer Hinsicht.

Satire per Merchandising: Der Badeadler
Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, teure Brasilianer, Griechen und andere Fußballpromis einzukaufen, wenn aus der eigenen Jugendarbeit exzellente Talente hervorgehen, die für nicht großartig nennenswerte Beträge ins Ausland verkauft werden? Wäre es nicht sinnvoller, diesen jungen, hungrigen Sportlern in ihrem Heimatverein eine Chance zu geben? Das würde nicht nur die Transferkostenbilanz aufhübschen, sondern sich sicherlich auch in geringeren monatlichen Gehaltszahlungen an die Spieler niederschlagen und dem Verein somit finanziellen Spielraum für etwaige Notsituationen gewähren. Es hat schon was, wenn man sich mal an Dragoslav Stepanovics Worte erinnert: „Die Mannschaft ist der Star“. In einer Parodie hat Dragoslach Steppanowitz diesen Spruch abgewandelt in: „Die Mannschaft hat den Star und zwar den grauen!“ Diese Vermutung drängt sich einem auf, wenn man beobachtet, dass oftmals nicht einmal in die richtige Richtung gespielt wird – ganz zu schweigen davon, wie oft der Ball am Tor vorbeifliegt. Das in der Landbevölkerung bekannte Gleichnis von einem, der „auf drei Meter kein Scheunentor“ trifft, kann derzeit auf ein Wort reduziert werden: „Eintrachtstürmer“. Es ist unglaublich, wie lange die Mannschaft seit Beginn der Rückrunde der Saison 2010/11 torlos war und wie wenige Tore sie in der Rückrunde insgesamt erzielt hat.
Wenn nun also die Eintracht ab Sommer in der zweiten Liga spielt, kann man nur hoffen, dass der Adler sich nicht in einen Pleitegeier verwandelt. Man muss schließlich mit geringeren Einnahmen rechnen, wenn man nicht mehr ganz vorne dabei ist. Die Ausgaben könnten durch den – weiter oben bereits beschriebenen – Einsatz von Nachwuchsspielern aus der eigenen Jugendarbeit reduziert werden. Aber vielleicht haben die Verantwortlichen in ihrer aktiven Zeit den einen oder anderen Kopfball zu viel gedroschen und dadurch möglicherweise einen Teil des logischen Denkvermögens eingebüßt.
Trauer, Entsetzen und Verzweiflung machen sich unter den Fans breit. Das darf jedoch nicht als Entschuldigung für gewalttätige Ausschreitungen dienen, die sich gegen die gegnerischen Fans, die Sicherheitskräfte und sogar die eigene Mannschaft und den Trainer richten. Wer in Fanbekleidung prügelt, dem ging bzw. geht es doch gar nicht um das Spiel an sich. Im Gegenteil – solche Chaoten ziehen den Ruf aller Fußballfans in den Dreck. Sobald man sich „outet“, dass man Fußball mag und vielleicht sogar einer bestimmten Mannschaft die Daumen drückt, wird man sofort als hirnloser Idiot abgestempelt, der nichts außer Biersaufen, Gegröle und Prügeleien im Sinn habe. Kleine verbale Reibereien zwischen den Anhängern verschiedener Mannschaften gehören zum guten Ton und machen (normalerweise) auch richtig Spaß. Sie sind Bestandteil von Fachsimpelei, die sich nicht nur auf Verbalattacken gegen Spieler und Trainer sowie Fans der gegnerischen Mannschaft beschränkt, sondern auch mit Strategie, Taktik und Technik des Spiels beschäftigt (von Vereinspolitik mal abgesehen, das ist schließlich nicht jedermanns Sache). Verbale und sonstige Entgleisungen hingegen sind nicht mit der Ausrede, man sei Fan und das gehöre sich schließlich so, zu rechtfertigen.
Einige unverbesserliche Optimisten träumen zwar noch vom Hauch der Chance, dass die Eintracht kommende Woche gegen Dortmund gewinnen könnte und gleichzeitig Mönchengladbach mit fliegenden Fahnen untergeht und verliert. Dann – aber auch nur dann (und die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering) – stünde die Eintracht auf dem Relegationsplatz und hätte noch eine weitere letzte Chance auf den Klassenerhalt. Wäre es aber nicht ehrlicher, die Mannschaft stiege ab und verdiente sich nach harter Aufbauarbeit den Wiederaufstieg, nachdem die Vereinsführung endlich (ein)gesehen hat, welche Talente sie in ihren Reihen schon besitzt, und diese auch zum Einsatz kämen? Die Hoffnung stirbt zuletzt und der Abstieg ist zwar bitter, aber eben offensichtlich auch bitter notwendig, damit alle Beteiligten ihre Hausaufgaben machen können. Man möchte Heribert Bruchhagen zurufen: „Lass die für die erste Liga verpflichteten, notorischen Arbeitsverweigerer ziehen und konzentriere Dich auf engagierte Jungs, die für den Erfolg auch wirklich ackern wollen!“ Ob er das aber hören möchte bzw. auch nur einen Pfifferling auf die Einwände von Laienzuschauern gibt? Man weiß es nicht und kann höchstens spekulieren, ob der Laienzuschauer auch nur Laien zuschauen darf. Das wäre ja dann auch mal Konsequenz in der Umsetzung…

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